Die Stimmung? Eine Mischung aus Nervosität, Vorfreude und Unsicherheit, was man zu erwarten hat. Manche Leute reden miteinander, andere sind in sich gekehrt und konzentrieren sich auf das, was vor ihnen liegt. Es ist ein ganz besonderer Morgen: Der Morgen an dem sich unsere mutigen Teilnehmenden auf den Weg machen, ihren persönlichen Mount Everest zu erklimmen!
Um 05:00 Uhr starten die vielleicht längsten 36 Stunden, die unsere Teilnehmenden je erlebt haben, denn es werden auch mit die härtesten 36 Stunden werden, die sie je durchgemacht haben. 36 Stunden ist eine Menge Zeit – genau richtig, um sich die eigene Geschwindigkeit und Pausen selbst einzuteilen und das Ziel von 8848 Höhenmetern erreichen zu können.
8848 Höhenmeter klingt erstmal sehr abstrakt. Beim ersten Aufstieg wird schnell klar: Das wird ein langer Tag. Pro Aufstieg braucht man im Durchschnitt ca. eine Stunden, die ganz Schnellen schaffen es auch in 40 bis 50 Minuten. Doch darauf kommt es nicht an, denn es wird nicht gewertet, wer am schnellsten ist. Es geht darum, die eigenen Grenzen kennenzulernen und zu verschieben.
Genau 538 Höhenmeter hat jeder Anstieg
Es nieselt leicht. Der Boden ist aufgeweicht von starken Regengüssen des Vortages. Die Tagstrecke ist rutschig, auf den Wurzeln und Steinen muss man aufpassen und die Wanderstöcke helfen enorm.
Aufgrund der Bedingungen entschließen wir uns, auch tagsüber schon die Nachtstrecke zu öffnen und es freizustellen, auf welcher Strecke man lieber laufen möchte. Manche Teilnehmenden wechseln komplett auf den Schotterweg, andere bleiben auf der Tagstrecke und wieder andere laufen eine Mischung und wechseln an der Mittelstation auf die jeweils andere Route. Wie auch immer – steil sind beide Varianten! Genau 538 Höhenmeter hat jeder Anstieg, 17 davon muss man insgesamt bewältigen, um den eigenen Mount Everest zu erreichen.
Gegen 17:00 Uhr beginnt der Regen
Die Stunden ziehen dahin, ein Aufstieg nach dem anderen wird in Angriff genommen. Oben angekommen laufen manche auf kürzestem Weg mit Nüssen und Limo in der Hand direkt wieder zur Gondel, andere gönnen sich in der Blackroll Recovery Lounge im Summit Camp einen Moment der Ruhe und Entspannung. Es gibt bei ALPIN8 keine richtige oder falsche Strategie – jeder tut das, was sich für einen selbst richtig anfühlt.
Gegen 17:00 Uhr beginnt der angekündigte Regen. Ob die vorhergesagten 83 Liter über die Nacht herunterkommen, können wir nicht sagen. Was wir aber sagen können: Es ist nass. Es ist dunkel. Es ist zäh. Während der Nacht sind etwa die Hälfte der Teilnehmenden noch auf der Strecke. Die anderen sind ins Hotel und kommen am frühen Morgen wieder zum Weitermachen. In jeder Gondel gibt es Fleecedecken, um auf der Fahrt nach unten nicht komplett auszukühlen. Was wir nicht wussten und uns von begeisterten Teilnehmenden erzählt wird: Die Jungs von der Bergbahn wärmen die Decken noch auf der Heizung an, bevor sie sie wieder in die Gondel legen!
Die Nacht ist lange – obwohl es die zweitkürzeste Nacht des Jahres ist. Doch statt einer Mittsommernacht mit Vollmond regnet es teilweise in Strömen. Wer jetzt noch unterwegs ist, muss ganz schön tief in sich gehen, um den Grund zu finden, bei diesen Konditionen weiter den Berg hinaufzulaufen.
Als die Sonne am Sonntagmorgen wieder aufgeht, kehrt auch die Energie bei den meisten zurück. Ein Birchermüsli und Kaffee an der unteren Verpflegungsstation weckt die Lebensgeister und bei den meisten sind nur noch wenige Aufstiege zu absolvieren. Ein paar nehmen sich die Zeit, an der Verpfegungsstation ein bisschen mit uns zu plaudern und so hören wir zum Beispiel von Annette und Anja aus Norddeutschland, wie sie ohne Berge, dafür auf dem Stairmaster im Fitnessstudio auf ihr Everesting trainiert haben. „Ich habe überhaupt erst vor 4 Jahren mit Sport angefangen!“, erzählt Anja stolz. Kaum zu glauben, dass bis zum Mount Everest nur noch ein Aufstieg vor ihr liegt!
75% erreichen die 8848 Höhenmeter
Am Ende der 36 Stunden haben es unglaubliche 75% der Teilnehmenden auf ihren persönlichen Mount Everest geschafft und die 8848 Höhenmeter erreicht! Auf der Abschlussveranstaltung herrscht eine feierliche und ausgelassene Atmosphäre, die von einer großen Dankbarkeit für das Erlebte geprägt ist.
Wir sind stolz auf euch alle – egal, wie viele Höhenmeter ihr am Ende geschafft habt! Ihr habt gekämpft, habt Wind und Wetter getrotzt, euch nicht von der Dunkelheit abhalten lassen, habt trotz der unglaublichen Anstrengung immer gute Laune gehabt und seid an euch und der Herausforderung gewachsen! Nicht viele Menschen begeben sich freiwillig in diese ungemütlichen Situationen – ihr habt euch getraut. In dieser Umgebung zählt nur das Hier und Jetzt und was ihr aus der Situation macht. Seid stolz auf euch, ihr habt Großes geleistet!